Interview mit dem Bürgermeister – Gewinner ohne Charme

WN, 17.09.2015, Nr. 216 RLH01

WN, 17.09.2015, Nr. 216 RLH01

– Kommentar von Lars Reichmann (statt Blumen!)

Ein fairer Verlierer sein ist eine schwere Sache. Womöglich wurde viel Porzellan zerbrochen, man war persönlich verletzt. So etwas passiert im Wahlkampf, das sollte vorher jedem in einer politischen Spitzenposition klar sein. Ein unfairer Gewinner sein, da muss man sich aber schon anstrengen.

Der Bürgermeister hat diese Anstrengung auf sich genommen!

Im Interview bezichtigt er die Wahlkämpfer, „ständig falsche, öffentlich getätigte Behauptungen zu unternehmen“ – also der Lüge. Er spricht vom „schmutzigen Wahlkampf“ und von „Schärfe“. Es war schon seine Strategie im Wahlkampf, ständig zu wiederholen wie unfair, unehrlich und gemein der Gegner doch sei. Natürlich haben wir Kritik scharf und manchmal auch polemisch pointiert formuliert. Das war aber immer im Zusammenhang mit Vorgängen und Sachthemen. Wir haben zusammenfassend vom „System Borgmann“ gesprochen. Richard Borgmann wurde dagegen sowohl im Interview als auch im Wahlkampf nicht konkret, er meinte das Gesagte sehr allgemein und das kann man schon persönlich nehemen.

Obendrauf ist seine Aussage, Doris Krüger hätte nicht wie er wenig Zeit für den Wahlkampf gehabt, „sondern viele Wochen und Monate“ nicht  nur eine diffamierende Falschaussage, sondern eine Unverschämtheit. Die „Gegenkandidatin“(?!) hat ihren Jahresurlaub restlos genommen und den Wahlkampf ansonsten neben Job und Familienarbeit bestritten. Ich respektiere sie dafür sehr! Nicht jeder hat eine Frau zuhause, die ihm den Rücken freihält – ich hoffe man weiß das im Rathaus zu schätzen. Die Kandidatur aus dem Amt heraus als Nachteil zu deklarieren ist schon sehr schräg!

Aber warum tritt er jetzt nach? Und das ganz bewußt, denn ein Interview wird für gewöhnlich durch den Interviewten nach Überprüfung freigegeben? Das ist ihm ja nicht rausgerutscht!

War er derart verletzt durch die Aussage von Markus Kehl? Der hatte sich in der Pressekonferenz am Tag nach der Wahl kritisch über die Verbindung von Bürgermeister und Investoren geäußert: Letztere hatten ihn mit großem Aufwand in Form einer eigens gegründeten Bürgerinitiative ‚LH 2020‘ [zur Seite/zum Screenshot – hier wurden „Ross und Reiter“ dann doch genannt] unterstützt.

War er persönlich enttäuscht über die Spitze von Eckart Grundmann? Der betonte an gleicher Stelle, Richard Borgmann müsse dem Bündnis der Parteien und Doris Krüger eigentlich dankbar sein, weil die CDU jetzt wieder einmal geschlossen hinter ihm stünde (die FDP tat das als Appendix immer und outete sich strategisch geschickt nach langem Schweigen eine Woche vor der Wahl – Anm. LR).

So etwas sollte ein Bürgermeister professionell aushalten können und auf die konkreten Aussagen reagieren.

Ich nehme dieses Nachtreten des Gewinners und seine pauschalen Diffamierungen im Interview wirklich persönlich! Was vorher Borgmanns Wahlkampfstrategie war und daher für mich nachvollziehbar, sehe ich jetzt als unprofessionelles Verhalten und – ich sage das in aller Deutlichkeit – borniert. Zu einer Zusammenarbeit bin ich so vorerst und ohne Weiteres nicht mehr gewillt.

 

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