Zum neuen Jahr +++ Bücherkiste: Auf einen „Donut“ ins „Ministerium“

Das heißeste Silvester seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, das will schon was heißen. Wer jetzt den Schuss immer noch nicht gehört hat, ist dem noch zu helfen? Ja…

Bei manchen hilft Lesen. Und also rappelt es zum Jahresanfang in der Bücherkiste! 💥

Kate Raworths „Donut Ökonomie“ und Kim Stanley Robinsons „Das Ministerium für die Zukunft“ ergänzen sich wirklich gut: Das erste ist ein Sachbuch, das zweite ein Roman.

Im Buch von Kate Raworth werden mit Hilfe des Bildes eines Donuts die gesellschaftlichen Begrenzungen nach innen in Richtung einer Ökonomie des Mangels und nach außen in Richtung einer überschießenden Wirtschaft gekennzeichnet werden. Das große Ganze wird in den Blick genommen und die ‚assets‘, die die Gesellschaft als Trümpfe und Errungenschaften in die Waagschale werfen kann, um sich selbst zu retten: Die Erde selbst, unbezahlte Arbeit, die in den Haushalten geleistet wird, gesellschaftliche Machtgefüge, die Allmende, die von uns allen genutzt und geteilt wird – all das wird von Theorien der Marktwirtschaft ausgeblendet. Letztere Theorien tendieren daher immer wieder zum Marktfundamentalismus, in denen sich die Besten und Stärksten durchsetzen auf Kosten des Rests der Gesellschaft. (Bsp. Deutschland: Hier besitzt das reichste hundertstel der Gesellschaft, also 1% der Menschen, 33% des Volksvermögens.)

Das große Ganze soll also in den Blick genommen werden und damit eben mehr als das heute ständig strapazierte Bruttoinlandsprodukt (BIP). Was ist mit dem großen Ganzen gemeint? Die Autorin geht darauf ein – man schaue ins Buch. Hier wird auch klar: Das BIP suggeriert als Kennzahl, dass ewiges exponentielles Wachstum gut und richtig ist. Die daraus resultierende Kurve, die immer steiler nach oben zeigt, ist aber Quatsch. Sie kommt in der Natur nicht vor. Sie wird innerhalb der Grenzen unseres Planeten nicht funktionieren.

Das bekommt zum Einstand des zweiten Buchs „Das Ministerium für die Zukunft“ einer der Protagonisten zu spüren, als er in Indien einer Hitzewelle zum Opfer fällt. Es wird unmissverständlich deutlich: Ab einer bestimmten Temperatur, der sogenannten Kühlgrenz- oder Feuchtkugeltemperatur kann durch Verdunstung der menschliche Körper nicht mehr gekühlt werden. Eiweiße verklumpen – und das führt zum Tod. Ist das Szenario abwegig? Auf jeden Fall war es gruselig, das Buch im Frühling zu lesen, während noch im Mai diesen Jahres eine schreckliche Hitzewelle in Pakistan und Indien wütete. In Europa trockneten kurze Zeit später Flüsse aus und große Waldflächen fielen dem Hitzestress zum Opfer.

Die Folge im Buch sind Verwerfungen zwischen Gesellschaften verschiedener Länder, große Zahlen von Menschen, die aus ihren unwirtlich gewordenen Ländern flüchten und Klimaaktivisten, die zu Maßnahmen greifen, gegen die das derzeit übliche Festkleben geradezu banal wirkt. In bester Art eines Science Fiction (der wohl in einer sehr nahen Zukunft spielt) werden Auswirkungen auf Gesellschaft und Einzelne entworfen und man fragt sich, ob die Menschheit die Kurve kriegt. Wer die Antwort will, muss wohl zum Buch greifen. Um der Klimakrise Herr zu werden, wird ein Internationales Ministerium mit Sitz in Zürich gegründet…

Unter anderem wird ein System entwickelt, das Emmissionsrechte für Klimagasen zur Währung macht. Dieses Modell wird sogar in einem Buch über „Die Macht der Plattformen“ kurz dargestellt, dass sich eigentlich mit den Konzernen des Internetzeitalters befasst – mehr dazu vielleicht später.

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Verwandte Artikel